13.06.2016, 09:28 Uhr | Presseartikel der Märkischen Allgemeinen
Zeit wird knapp: Brandenburg fehlen noch 400 Lehrer Konkurrenzkampf um Pädagogen wird härter - Kritik an Befristungspraxis der Landesregierung
Potsdam. Knapp sechs Wochen vor den Sommerferien fehlen für das kommende Schuljahr noch immer rund 400 Lehrer in Brandenburg. Im zuständigen Bildungsministerium zeigt man sich dennoch optimistisch, die offenen Stellen noch rechtzeitig bis zum Schulbeginn besetzen zu können. Allerdings gestalte die Suche in diesem Jahr durchaus schwieriger, da etwa 400 Lehrkräfte mehr als im Vorjahr eingestellt werden sollen und derzeit alle Bundesländer Lehrer suchen, sagte Ministeriumssprecher Florian Engels. Insgesamt werden für das kommende Schuljahr 1400 neue Lehrer benötigt.
Lehrergewerkshaft fordert Aufwertung des Berufs
„Es wird ganz schwer sein, die benötigten Lehrer noch rechtzeitig zu finden“, befürchtet der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Günther Fuchs. Hauptproblem sei, dass der Lehrerberuf in Brandenburg zu unattraktiv sei. Vor allem die steigende Arbeitsbelastung und schlechte Aufstiegsmöglichkeiten seien Hauptgründe, die den potenziellen Lehrernachwuchs abschreckten. „Eingangsämter sind auch gleich Ausgangsämter, ein Aufstieg wie in anderen Bundesländern ist nicht möglich“, sagte Fuchs.
In Brandenburg würden Lehrer zudem häufig nur befristet eingestellt. „Vor dem Hintergrund, dass der Bildungsminister immer wieder betont, dass aus seiner Sicht ausreichend finanzielle Mittel für die Unterrichtsversorgung vorhanden sind, ist die Praxis der Befristung im Schulbereich nicht nachvollziehbar und inakzeptabel“, so Fuchs. Die GEW Brandenburg fordert das Bildungsministerium daher auf, die Praxis der Befristungen aufzugeben und den betroffenen Lehrkräften unbefristete Arbeitsverhältnisse anzubieten.
150 Lehrer nur befristet eingestellt
Bei den bereits für das kommende Schuljahr verpflichteten Lehrern wurden laut Ministerium bislang 150 auf befristeten Stellen eingestellt. „Wir stellen gerne unbefristet ein. Aber das geht nicht bei allen Lehrkräften sofort – vor allem nicht bei Seiteneinsteigern“, so Ministeriumssprecher Engels. Wenn jedoch die notwendigen Voraussetzungen vorliegen, werde auch entfristet. „Das machen wir gerne, denn wir wollen die Frauen und Männer bei uns halten“, so Engels. Und manche Stelle, wie etwa eine Elternzeitvertretung könne nur befristet sein.
Auch bei der oppositionellen CDU hält man es für unrealistisch, die offenen Stellen bis zum Schuljahresbeginn zu besetzen. Gegen den jetzigen Lehrermangel hätte schon viel früher etwas getan werden müssen, sagte der Bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gordon Hoffmann. „Es war schon vor Jahren abzusehen, dass jetzt viele Lehrer in Rente gehen“, so Hoffmann. Doch getan habe das Ministerium nichts. Im Bildungssystem herrsche seit Jahren ein Mangel. Dazu kommen mehr Aufgaben und eine schlechte Bezahlung. „Das geht ganz klar auf die Motivation“, sagt Gordon Hoffmann. (Von Danilo Hafer)
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