16.01.2017, 16:47 Uhr | Presseartikel der Märkischen Allgemeinen
CDU-Bildungspolitiker warnt vor "Schulzentren" Gordon Hoffmann wirft in Diedersdorf der Landesregierung die Abschaffung der Gymnasien vor
Zu wenige Lehrer und zu hoher Unterrichtsausfall: Das sind zurzeit die wichtigsten bildungspolitischen Themen in Brandenburg. Um darüber zu diskutieren, kam am Sonnabend der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag, Gordon Hoffmann, in die Alte Schmiede auf Schloss Diedersdorf. Eingeladen hatten ihn dieJunge Union (JU) und der CDU-Ortsverband Großbeeren.
Angesichts des Lehrermangels vor allem im ländlichen Bereich sprach sich Hoffmann für eine Reform der Lehrerausbildung aus: "Die Fachwissenschaften sind im Verhältnis zu den Professionswissenschaften zu stark gewichtet." Soll heißen: Die angehenden Lehrer brauchen mehr didaktische und pädagogische Seminare. Als Pate sieht Hoffmann das finnische Modell. Dort gibt es für Lehramtsstudenten einen Eignungstest. Entscheidend für die Lehrerausbildung ist also nicht die bessere Schulnote. Im Studium werden zunächst keine Fachkenntnisse vermittelt, da diese mit dem Abitur als erfüllt gelten. Vielmehr führten genaue Kenntnisse über den Ausbildungsbedarf zu entsprechenden Einstellungen, so Hoffmann. "Es müssten brandenburgweit derzeit jährlich rund 1200 neue Lehrer eingestellt werden." Besonders mangele es an ausgebildeten Grundschullehrern und Sonderpädagogen.
Besonders ein Punkt im Koalitionsvertrag der Landesregierung ist Hoffmannein Dorn im Auge: die Schaffung von "Schulzentren." Hoffmann glaubt, dass es für die SPD dabei um die Zusammenlegung von Grundschulen und Oberschulen geht, die Linken aber das Projekt der "Einheitsschule" vorantrieben. Das Argument, mit einer Einheitsschule schulische Standorte zu schützen, hält Hoffmann für falsch: Bei einer Zusammenlegung müssten viele Grundschulen geschlossen werden. Zudem würde das Gymnasium abgeschafft.
Das zweigliedrige System in Brandenburg, bestehend aus Oberschule und Gymnasium, sieht Hoffmann in Gefahr, wenn "eine dieser Säulen wegbricht." Die Oberschule habe inzwischen ein Imageproblem wie einst die Hauptschule. Darum fordert der Prignitzer eine Qualitätsoffensive für die Oberschulen. Konkret ließen sich die Klassenstärke auf 23 Schüler begrenzen und ein oder zwei Vollzeitstellen für Sozialarbeiter schaffen, sagt Hoffmann. Zudem müsse der Lehrplan entschlackt werden. "Nicht jede gesellschaftliche Kompetenzdiskussion muss sich anschließend im Lehrplan wiederfinden." Die Sicherstellung der Grundkompetenzen müsste zunächst im Vordergrund stehen. Die Schule vermittelt Wissen, sagt Hoffmann. "Schule kann nicht das Leben beibringen." (Von Krischan Orth)
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