Wittenberge In Brandenburg herrscht chronischer Lehrermangel. Dies ist Ergebnis einer verfehlten Politik der Landesregierung, die vor sechs Jahren begann. Diese Kritik äußert der CDU-Landtagsabgeordnete Gordon Hoffmann im Gespräch mit „Prignitzer“-Redakteur Reik Anton.
Herr Hoffman, da der Brief von Herrn Gitter auch an den Bildungsausschuss des Landtages ging, dem Sie angehören, kennen Sie den Fall. Wie schätzen Sie ihn ein? Gordon Hoffmann: Es wird deutlich, dass das ganze System auf Verschleiß gefahren wird. Leider ist das kein Einzelfall.
Wie kann man diesen Negativtrend stoppen?
Wir als CDU schlagen ein Landlehrer-Stipendium vor. Ein Student erhält ab dem fünften Fachsemester eine finanzielle Unterstützung und verpflichtet sich im Gegenzug, in einer Bedarfsregion zu arbeiten. Und das so lange, wie er das Stipendium bekommen hat.
Wie kann man sonst das Arbeiten in einer ländlichen Region wie der Prignitz attraktiv machen?
Ich denke, die Reize der Region werden auf en zweiten Blick deutlich. Je älter man wird, desto mehr verschieben sich die Prioritäten. Dann ist nicht mehr die Feierszene so wichtig, sondern eher die Kitaplatzsituation.
Woran krankt das Ausbildungssystem für Lehrer in Brandenburg?
Es gibt generell zu wenig Studienanfänger in diesem Bereich und dann bilden wir auch nicht bedarfsgerecht aus. Wir brauchen Grund- und Oberschullehrer sowie Sonderpädagogen. Allerdings verlassen überwiegend Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte die Uni.
Nun kann man den Abiturienten aber nicht vorschreiben, für welche Schulform sie studieren sollen...
Das stimmt. Aber man kann mit der Uni Potsdam Zielvereinbarungen abschließen in denen festgehalten wird, wie die Kontingente für die einzelnen Schulformen aussehen sollen. Im Gegenzug könnte die Hochschule dann einen finanziellen Anreiz erhalten.
Wenn sich ein Abiturient für das Lehramt Gymnasium entscheidet statt für die Grundschule spielt sicher auch das bessere Gehalt eine Rolle...
Das glaube ich auch. Deswegen muss hier eine Angleichung stattfinden. Und die wird auch kommen, wenn es sich finanziell darstellen lässt.
In dem Brief von Herrn Gitter geht es auch um die Lage der Seiteneinsteiger. Wie bewerten Sie deren Situation?
Wir baden jetzt das aus, was die Landesregierung vor fünf, sechs Jahren verschlafen hat. Es ist klar, dass wir auf die Seiteneinsteiger setzen müssen. Allerdings müssen sie besser unterstützt und weiter qualifiziert werden. So gibt es theoretisch die Möglichkeit, ein Referendariat nachzuholen. Das ist aber mit hohen Hürden verbunden. Man muss unter anderem mindestens einen Hochschulabschluss haben, um es absolvieren zu können. Dadurch haben wir bei den Seiteneinsteigern zu wenig geeignete Bewerber. Das heißt, viele sind gut genug um zu unterrichten, aber nicht gut genug, zum Lehrer ausgebildet zu werden. Das ist absurd.
Das klingt, als sei die Bürokratie mit schuld an dem Notstand.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das System viel zu starr und bürokratisch ist, auf den Einzelfall wird überhaupt nicht geschaut.
Danke für das Gespräch.
Quelle: www.prignitzer.de