03.03.2017, 17:00 Uhr | Presseartikel des Prignitzer
Antworten auf den Lehrermangel Das Land favorisiert Seiteneinsteiger als Allheilmittel an den Schulen
Im Kampf gegen den Lehrermangel setzt der Brandenburger Landtag auf die Qualifikation von Seiteneinsteigern. Gestern forderten die Abgeordneten die Landesregierung auf, die Angebote zur Fortbildung von Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und anderen Quereinsteigern deutlich auszubauen.
„Eigentlich sind die Seiteneinsteiger ein Segen für unser Land“, sagte die Grünen-Abgeordnete Marie-Luise von Halem in der Debatte. „Da haben wir endlich Menschen, die in ihrem Leben schon etwas Anderes gesehen haben, als nur Bildungseinrichtungen von innen.“ Auch die übrigen Fraktionen mit Ausnahme der AfD unterstützten den ursprünglich von den oppositionellen Grünen gestellten Antrag. Das Land sei zunehmend auch auf die Beschäftigung von nicht für das Lehramt qualifizierten Menschen angewiesen, sagte die SPD-Bildungsexpertin Simona Koß.
In Gesprächen mit Schulleitern seien aber immer wieder Fragen danach aufgetreten, wer bei der Qualifikation von Seiteneinsteigern berate und qualifiziere. Der CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann verwies darauf, dass überall im Land Seiteneinsteiger unterrichteten. „Um sich aber weiterzubilden, um am Ende ein richtiger Lehrer zu werden, dafür scheinen sie nicht gut genug zu sein“, sagte Hoffmann. „Das ist doch Doppelzüngigkeit.“
Gleichzeitig seien die Quereinsteiger nicht gleichmäßig im Land verteilt: An Schulen im ländlichen Raum seien sie oft überproportional vertreten. „Wir brauchen ein ganzheitliches Konzept für diese Menschen, was vor allem in die Zukunft gerichtet ist“, sagte die Linken-Abgeordnete Kathrin Dannenberg.
Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) erklärte, es werde ein Kraftakt werden, die zu erwartenden hohen Abgänge in der Lehrerschaft in den nächsten Jahren auszugleichen. Das Land müsse im Verhältnis zu Nachbarländern auch bei der Lehrerbezahlung wettbewerbsfähig werden. Den Antrag des Landtags begrüße er deswegen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte am Freitag ebenfalls vor den zu hohen Belastungen der Lehrkräfte. Dadurch nehme die Zahl der Erkrankungen im Schulbereich weiter zu, so GEW-Landeschef Günther Fuchs. „Die direkten Folgen sind ein erhöhter Unterrichtsausfall und die verstärkte Notwendigkeit der Einstellung von Seiten- und Quereinsteigern.“
Um die Dauerkrise an den Schulen zu lösen, stellt die Gewerkschaft Forderungen: Übernahme des Tarifergebnisses für den Beamtenbereich, ○ Amtsangemessenheit der Besoldung und die Attraktivität der Laufbahnen im Schulbereich, Erhöhung der Eingangsbesoldung und die Entlastung der Lehrkräfte, fasste Fuchs zusammen. Ein Abwarten und Aussitzen der Probleme sei für die GEW nicht hinnehmbar, notfalls erwarte sie eine Richtlinienentscheidung des Ministerpräsidenten.(Von Benjamin Lassiwe)
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