21.06.2019, 10:07 Uhr | Presseartikel Neues Deutschland
CDU stürmt im Wahlkampf von Gipfel zu Gipfel Spitzenkandidat Ingo Senftleben will im Süden des Landes zu Fuß auf den Kutschenberg und auf die Heidehöhe (Von Wilfried Neiße)
Vom Dichter Theodor Fontane weiß man, dass seine »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« in Wirklichkeit eher Kutschfahrten waren. Der Spitzendkandidat der CDU für die Landtagswahl am 1. September, Ingo Senftleben, will das besser machen. Er plant vom 30. Juni an eine mehrwöchige Wanderung durch das Bundesland, um den Menschen näher zu kommen. Das sagte Generalsekretär Steeven Bretz am Donnerstag, als er in der CDU-Landesgeschäftsstelle in Potsdam die Grundzüge der Wahlkampagne erläuterte.
Senftleben will auf seinem langen Marsch keinen Landkreis auslassen, mal zu Fuß, mal per Rad, per Paddelboot oder auch im Ballon unterwegs sein. Er möchte den Wählern klarmachen, dass er »Bock auf Brandenburg« hat. So lautet der zentrale Wahlkampfslogan. Senftleben hat ihn persönlich ausgesucht. Man müsse die Menschen »abholen« und auf das gewohnte und distanzierende Politikerdeutsch verzichten, wenn man sie erreichen wolle, erklärte Bretz. Es werde auch das Gespräch übern Gartenzaun, das Klingeln an Wohnungen und die Debatte bei einem Kasten Bier auf dem Campingplatz geben. Senftleben plant eine Wanderung von Höhepunkt zu Höhepunkt. Er startet seine Tour auf dem Kutschenberg nahe seines Heimatorts Ortrand tief im Süden Brandenburgs. Mit 201 Metern ist das der höchste Gipfel Brandenburgs. Am Ende will er in der Gegend zurück sein und auf der Heidehöhe stehen. Die ist noch einen halben Meter höher, doch der Gipfel liegt schon drüben in Sachsen.
Neben dem Großplakat mit dem Spruch »Bock auf Brandenburg« präsentierte die CDU am Donnerstag auch einen Werbefilm, der weniger von politischen Botschaften als vielmehr vom Antlitz des Spitzenkandidaten und seiner Führungsmannschaft geprägt ist. Sprecher Martin Burmeister erklärte, dass die Aufnahmen der Kandidaten unmittelbar nach ihrer Nominierung entstanden. Deswegen sieht der Zuschauer einige abgekämpfte, manchmal nervös blinzelnde, immer aber verschwitzte Gesichter. Man habe das Personal zusammen, um auch in den »sozialen Medien« gehörig aufzutrumpfen und dort beispielsweise die Tour des Spitzendkandidaten aktuell zu begleiten. Die CDU gehe mit ihrer Wahlkampfstrategie »neue Wege«, heißt es. Von langweiligen Sprüchen habe man sich lösen wollen, es reiche nicht mehr, »Frieden« oder »soziale Gerechtigkeit« auf das Plakat zu malen, sagte Wahlkämpfer Gordon Hoffmann. Die märkische CDU habe sich daher entschieden, frech, ironisch, spritzig und witzig daherzukommen, nicht mit drögen Formeln zu ködern wie: »Wir stellen 1300 Lehrer mehr ein.«
Dass Senftleben von der CDU am vergangenen Sonnabend mit weniger als 70 Prozent Zustimmung zum Spitzenkandidaten gekürt wurde und die von ihm vorgeschlagene Landesliste vom Parteitag in wesentlichen Punkten korrigiert wurde, habe ohne jeden Zweifel Verletzungen erzeugt, räumte Generalsekretär Bretz ein. »Die Dinge sind nicht so, wie ursprünglich gewünscht.« Es gelte nun, die Enttäuschten einzubinden. Immerhin sei das Wahlprogramm einstimmig verabschiedet worden. »Die Landesliste ist nicht so wichtig, wie viele glauben«, sagte Bretz. Die CDU rechne sich nach wie vor aus, als stärkste Kraft aus der Wahl hervorzugehen. Mit der AfD werde die CDU nicht koalieren. Bei aller Modernität soll es in den drei letzten Wochen vor dem 1. September den »klassischen Wahlkampf« mit Kundgebungen auf Markplätzen wieder geben. Die CDU-Vorsitzende Annegret KrampKarrenbauer und Bundeskanzlerin Angela Merkel werden auftreten.
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