06.03.2020, 10:59 Uhr | Presseartikel der Märkischen Allgemeinen Zeitung

Ministerium: Abitur auf Niveau anderer Länder
Das brandenburgische Abitur sagt nichts über die echte Leistung der Schüler aus, schreiben ein Ex-Minister und eine Professorin. Nicht nur die Regierung, auch die Opposition im Landtag widerspricht.

Das Brandenburger Abitur ist vollwertig, vergleichbar und auf dem Niveauanderer Bundesländer. So beantwortet das Bildungsministerium die Kritik des SPD-Bildungspolitikers Mathias Brodkorb und der Sonderpädagogin der Uni-versität Rostock, Katja Koch, in der MAZ. Der Politiker und die Professorin hatten in einem Gastbeitrag am Freitag geschrieben, das Abitur in Brandenburg sei zu leicht.
Das Haus von Britta Ernst (SPD) verweist zum Beispiel darauf, dass es fürdie Fächer Deutsch und Mathematiksowie für Fremdsprachen gemeinsameBildungsstandards gibt. „Die Abiturauf-gaben für diese Fächer werden einemzentralen Aufgabenpool entnommen“,heißt es in der Mitteilung. Brandenburgsetze sich in der Kultusministerkonferenz für die weitere Angleichung derRahmenbedingungen ein.Auch Politiker des Landtags lassen dieThesen nicht stehen.

„Weil in den Ober-stufen gar keine Tests mehr durchgeführt werden, lässt sich die Frage nachder Qualität des Brandenburger Abitursim Vergleich zu anderen kaum beant-worten“, sagt zum Beispiel die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Petra Budke. Wichtiger sei, dass eine Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler Brandenburgs das Abitur schaffe. „Das ist ein Erfolg unserer Bildungslandschaft und sollte man nicht schlecht reden.“ In der Frage eines zentralisierten Abiturs kommt Budke den Gastautorenentgegen. „Ein Zentralabitur kann zumehr Gerechtigkeit beitragen“, sagt sie.„Ich begrüße es, wenn die Kultusministerkonferenz sich auf den Weg hin zu einem Zentralabitur macht.“ Langfristigmüsse man sogar an vergleichbare europäische Bildungsstandards denken.

Der bildungspolitische Sprecher der mit SPD und Grünen an der
Regierung beteiligten CDU, Gordon Hoffmann, meint, Brandenburg sei schon auf einem guten Weg der Vergleichbarkeit. Weil inzwischen Aufgaben aus dem gemeinsamen Pool der Länder verwendet würden, hätten sich die Anforderungen fürBrandenburger Schüler erhöht. „Diesen Weg sollten wir weiter gehen“, so Hoffmann.

„Die Diskussion, dass die Schüler Brandenburgs zu gute Noten kriegen, findeich traurig“, sagt die Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der oppositionellen Linken, Kathrin Dannenberg. „Die Vergleichbarkeit der Noten wird von uns sehr kritisch gesehen.“ Verschiedene Lehrer hätten oft ganz unterschiedliche Maßstäbe. „Es gibt viel wichtigere Themen als das Abitur, zum Beispiel, dass 20 Prozentder Schüler keinen Abschluss schaffen.“ Auch Dannenberg weist darauf hin, dass die Arbeiten des Ländervergleichs schonin der 9. Klasse geschrieben wordenwaren. „Die Schüler entwickeln sich janoch.“ Die Linken-Politikerin sieht eine Vergleichbarkeit des Abiturs schon jetztgegeben. „Man sieht nie, dass Branden-burgs Schüler irgendwie herausstechen.“Ein deutschlandweites Zentralabitur,wie es die Autoren des Gastbeitrags fordern, sei wegen des Föderalismus nichtdurchsetzbar, so Dannenberg. Stattdessen fordert die Linken-Politikerin einbundesweites Bildungsrahmengesetz.Das solle gemeinsame Standards derLänder festlegen, die sich auch in denLehrplänen niederschlagen würden. Nicht zuletzt gehöre dazu auch eine faire Finanzierung der Bildungspolitikdurch den Bund, was allerdings die Aufhebung des Kooperationsverbots verlange.



Quelle: https://www.maz-online.de/Brandenburg/Brandenburgs-Abitur-ist-auf-dem-Niveau-anderer-BUndeslaender