Elternvertreter sowie CDU und Linke in Brandenburg warnen davor, es an Schulen mit der Quarantäne nicht zu übertreiben. Sie fürchten ein schnelles Ende des geplanten Präsenzunterrichts. Das Robert-Koch-Institut bringt aus Vorsicht vor der Delta-Variante eine Quarantäne-Pflicht für ganze Klassen ins Spiel – bei nur einem Corona-Fall.
  
  Potsdam. Muss bei einem einzigen Corona-Fallgleich die ganze Schulklasse geschlossen in Quarantäne? Kurz vor dem Startdes neuen Schuljahres ist eine Debatteüber  eine  ausgedehnte  Quarantäne-Pflicht  an  Schulen  entbrannt,  um  derwachsenden  Gefahr  durch  dieansteckendere Delta-Variante zu begegnen. Ein mutmaßlicher Vorschlag ausdem Robert-Koch-Institut (RKI) siehtvor, einen ganzen Klassenverband präventiv in Quarantäne zu schicken, wennein Kind infiziert ist. Erst wenn genügend  Erfahrungen  bei  Delta-Ausbrüchen vorliegen, sollen nur Sitznachbarnoder  Kontaktpersonen  in  Quarantänegehen.
						In  Brandenburg  stößt  eine  solchestrenge Quarantäne-Pflicht auf Ablehnung  -  sowohl  in  Kreisen  von  Regierung  und  Opposition  als  auch  vonbetroffenen  Eltern  -,  da  sie  weiteren Unterrichtsausfall bedeuten würde. „Das wäre fatal“, sagte 
René Mertens, Vorsitzender des Landeselternrates, der MAZ. „An den Schulen herrscht durch regelmäßige  Tests  und  Maskenpflicht  einhohes Maß an Sicherheit“, sagt Mertens. Durch die Corona-Tests sei zu erwarten, dass  Infektionen  bei  Schülern  festgestellt werden. „Es wäre schlimm, wenn dann  immer  gleich  ganze  Klassen  in Quarantäne geschickt würden. Wir brauchen  jetzt  Präsenzunterricht“,  so  der Elternvertreter.  
  Schon im vergangenen Schuljahr sei der Ärger unter der Elternschaft groß gewesen, weil die Gesundheitsämter höchst unterschiedlich mit Infektionen bei Lehrern oder Schülern umgegangen seien. „Das war teilweise von Mitarbeiter zu Mitarbeiter ganz unterschiedlich“, sagte Mertens. „Wir würden uns eine einheitliche und nachvollziehbare Linie wünschen.“  
  Auch die CDU im Landtag lehnt eine pauschale Quarantäne für ganze Klassenverbände ab. Der bildungspolitische Sprecher 
Gordon Hoffmann sagte der MAZ,  Kinder  hätten  in  der  Pandemiegenug  Opfer  gebracht.  „Bei  Kindern selbst sind schwere Verläufe extrem selten und Erwachsene hatten inzwischen alle die Möglichkeit, sich mit Impfungen zu schützen“, betonte er.   
  Die oppositionelle Linke hält die RKI-Empfehlungen für übertrieben. Natürlich müssten Betroffene in Quarantäne, wenn es Corona-Fälle gebe, sagte die Bildungspolitikerin  
Kathrin  Dannenberg. Nach einem negativen PCR-Test sollten Schülerinnen und Schüler dann schnell  wieder  am  Unterricht  teilnehmen.  Es  müsse  alles  getan  werden, damit  Präsenzunterricht  stattfindenkönne und zugleich Kinder und Schulpersonal ausreichend geschützt würden.Das  gehe  nur  über  eine  konsequenteTestpflicht, so die Linken-Politikerin.  
  In Brandenburg steigt derweil die Zahlder Neuinfektionen weiter deutlich an. Innerhalb eines Tages wurden 59 neue Ansteckungen  registriert,  wie  das Gesundheitsministerium mitteilte. Landesweit kletterte die Inzidenz von 10,5 am Vortag auf 11,3. Vor einer Woche hatte dieser Wert bei 7,1 gelegen. Insgesamt  elf  Landkreise  und  kreisfreie Städte haben inzwischen eine Sieben-Tage-Inzidenz über zehn. Mit  13  Fällen  meldete  der  Landkreis Prignitz die meisten Neuerkrankungen.Die  Zahl  der  Neuinfektionen  pro  100000 Einwohner innerhalb einer Woche schnellte dort von 14,4 am Vortag auf 30,2 hoch. Wenn in einer Region dauerhaft eine Sieben-Tage-Inzidenz über 20 erreicht wird, treten dort neue Restriktionen  wie  Testpflichten  im  Gastgewerbe  in  Kraft.      
Quelle: https://www.maz-online.de/Brandenburg/In-Brandenburg-stoesst-eine-Quarantaene-Pflicht-fuer-ganze-Schulklassen-auf-Ablehnung