09.08.2021, 15:11 Uhr | Presseartikel der Märkischen Allgemeinen (Von Igor Göldner und Torsten Gellner)

Quarantäne-Pflicht für ganze Schulklassen? In Brandenburg stößt eine solche Idee auf Ablehnung

Elternvertreter sowie CDU und Linke in Brandenburg warnen davor, es an Schulen mit der Quarantäne nicht zu übertreiben. Sie fürchten ein schnelles Ende des geplanten Präsenzunterrichts. Das Robert-Koch-Institut bringt aus Vorsicht vor der Delta-Variante eine Quarantäne-Pflicht für ganze Klassen ins Spiel – bei nur einem Corona-Fall.

Potsdam. Muss bei einem einzigen Corona-Fallgleich die ganze Schulklasse geschlossen in Quarantäne? Kurz vor dem Startdes neuen Schuljahres ist eine Debatteüber eine ausgedehnte Quarantäne-Pflicht an Schulen entbrannt, um derwachsenden Gefahr durch dieansteckendere Delta-Variante zu begegnen. Ein mutmaßlicher Vorschlag ausdem Robert-Koch-Institut (RKI) siehtvor, einen ganzen Klassenverband präventiv in Quarantäne zu schicken, wennein Kind infiziert ist. Erst wenn genügend Erfahrungen bei Delta-Ausbrüchen vorliegen, sollen nur Sitznachbarnoder Kontaktpersonen in Quarantänegehen.
In Brandenburg stößt eine solchestrenge Quarantäne-Pflicht auf Ablehnung - sowohl in Kreisen von Regierung und Opposition als auch vonbetroffenen Eltern -, da sie weiteren Unterrichtsausfall bedeuten würde. „Das wäre fatal“, sagte René Mertens, Vorsitzender des Landeselternrates, der MAZ. „An den Schulen herrscht durch regelmäßige Tests und Maskenpflicht einhohes Maß an Sicherheit“, sagt Mertens. Durch die Corona-Tests sei zu erwarten, dass Infektionen bei Schülern festgestellt werden. „Es wäre schlimm, wenn dann immer gleich ganze Klassen in Quarantäne geschickt würden. Wir brauchen jetzt Präsenzunterricht“, so der Elternvertreter.

Schon im vergangenen Schuljahr sei der Ärger unter der Elternschaft groß gewesen, weil die Gesundheitsämter höchst unterschiedlich mit Infektionen bei Lehrern oder Schülern umgegangen seien. „Das war teilweise von Mitarbeiter zu Mitarbeiter ganz unterschiedlich“, sagte Mertens. „Wir würden uns eine einheitliche und nachvollziehbare Linie wünschen.“

Auch die CDU im Landtag lehnt eine pauschale Quarantäne für ganze Klassenverbände ab. Der bildungspolitische Sprecher Gordon Hoffmann sagte der MAZ, Kinder hätten in der Pandemiegenug Opfer gebracht. „Bei Kindern selbst sind schwere Verläufe extrem selten und Erwachsene hatten inzwischen alle die Möglichkeit, sich mit Impfungen zu schützen“, betonte er.

Die oppositionelle Linke hält die RKI-Empfehlungen für übertrieben. Natürlich müssten Betroffene in Quarantäne, wenn es Corona-Fälle gebe, sagte die Bildungspolitikerin Kathrin Dannenberg. Nach einem negativen PCR-Test sollten Schülerinnen und Schüler dann schnell wieder am Unterricht teilnehmen. Es müsse alles getan werden, damit Präsenzunterricht stattfindenkönne und zugleich Kinder und Schulpersonal ausreichend geschützt würden.Das gehe nur über eine konsequenteTestpflicht, so die Linken-Politikerin.

In Brandenburg steigt derweil die Zahlder Neuinfektionen weiter deutlich an. Innerhalb eines Tages wurden 59 neue Ansteckungen registriert, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Landesweit kletterte die Inzidenz von 10,5 am Vortag auf 11,3. Vor einer Woche hatte dieser Wert bei 7,1 gelegen. Insgesamt elf Landkreise und kreisfreie Städte haben inzwischen eine Sieben-Tage-Inzidenz über zehn. Mit 13 Fällen meldete der Landkreis Prignitz die meisten Neuerkrankungen.Die Zahl der Neuinfektionen pro 100000 Einwohner innerhalb einer Woche schnellte dort von 14,4 am Vortag auf 30,2 hoch. Wenn in einer Region dauerhaft eine Sieben-Tage-Inzidenz über 20 erreicht wird, treten dort neue Restriktionen wie Testpflichten im Gastgewerbe in Kraft.


Quelle: https://www.maz-online.de/Brandenburg/In-Brandenburg-stoesst-eine-Quarantaene-Pflicht-fuer-ganze-Schulklassen-auf-Ablehnung