Gendersternchen, Gender-Doppel-punkte oder das große Binnen-I wie in„LehrerInnen“ - sollten unterschiedliche Geschlechter im Schreiben und Reden stärker berücksichtigt werden? Das erhitzt seit Längerem die Gemüter - auch in Brandenburg.
Die AfD im Landtag, die als härtester Gegner des Genderns auftritt, hoffte am Donnerstag im Landtag, mit diesem Thema zu punkten. Sie wollte erreichen, dass das Gendern an Schulen verboten wird. Konkret ging es darum, den Gebrauch von Sonderzeichen für die Kennzeichnung geschlechtergerechter Sprache an Schulen und Universitäten sowie in offiziellen Schreiben von Schulen zu untersagen.
Allerdings gibt es für diese Annahme, dass an den Schulen eine Gender-Sprache Vorschrift ist, gar keine Grundlage. Weshalb die Debatte sehr emotional geführt wurde, sich aber auch im Kreis drehte. Eine klare Mehrheit der Abgeordneten lehnte den Vorschlag der AfD ab.
„Wir müssen nichts verbieten, was gar nicht erlaubt ist“, erklärte Bildungsministerin
Britta Ernst (SPD) den Stand anden Schulen. Dort gelte das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. „Und das sieht Sonderzeichen nicht vor.“ Diese Regeln würde der Rat für deutsche Rechtschreibung festlegen - und nicht Landtage, wie die Ministerinin Richtung AfD hinzufügte.
Sie erinnerte daran, dass der Rat ausdrücklich empfiehlt, eine geschlechterbewusste Sprache zu benutzen. Gendern bedeute also nicht, „zwangsweise ein Sternchen zu benutzen“, wie Ernst betonte, die auch Chefin der Kultusministerkonferenz der Länder ist. „Wir wollen, dass sich Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten angesprochen und sich gemeint fühlen.“ Das sei ein Fortschritt. Die Ministerin stellte aber auch klar, dass sich eine endgültige, breit akzeptierte Form für eine geschlechtergerechte Sprache noch nicht gefundenhabe. „Wir werden das beobachten. Ich bin sicher, es wird weitere Veränderungen geben.“
Die AfD wollte sogar die Verwendung des generischen Femininums in der mündlichen und schriftlichen Form und den stimmlosen Glottisschlag untersagen. Der AfD-Abgeordnete
Lars Schieske sagte, genderneutrale Sprachesei „elitär, undemokratisch, abgehoben, unlesbar, unaussprechbar, unverständlich und diskriminierend“. Er forderte: „Weg mit dem Gender-Unfug.“
Der AfD-Abgeordnete Dennis Hohloch zitierte als Beleg für die Forderung eine Umfrage, wonach 65 Prozent der Deutschen das Gendern ablehne. Ebenso wie die Mehrheit der Anhänger von SPD,CDU, Grüne und Linke. Dazu sagte Ministerin Ernst, würde man fragen, ob es richtig sei, generell die männliche Sprache zu verwenden, auch wenn Frauen mit gemeint seien, würde das auf deutliche Ablehnung stoßen. Sie räumte aber ein, dass der Begriff des Genderns ein wenig in Verruf geraten sei. Hohloch widersprach: „Beim Gendern geht es nicht um Gleichberechtigung von Mann und Frau, sondern um die Auflösung des Geschlechts.“
In der Debatte ging es zwischenzeitlich heiß her. Die Linken-Abgeordnete
Kathrin Dannenberg warf der AfD vor:„Sie wollen zurück zum Patriarchat. Sie stellen die Emanzipation infrage und ziehen Geschlechterpolitik ins Lächerliche.“ Die Grünen-Abgeordnete
Sahra Damus sagte, Sprache verändere sichständig weiter und die AfD versuche, den Sprachwandel zurückdrehen. Sie sprach sich für eine einheitliche Lösungaus.
Die AfD berief sich in ihrem Antragauch auf eine Regelung in Sachsen. Dort sollen nach Auskunft des CDU-geführten sächsischen Kultusministeriums keine Sonderzeichen für eine geschlechterneutrale Sprache mehr verwendet werden. Ein entsprechendes Schreiben an die Schulleiter war vor Beginn des neuen Schuljahres verschickt worden. Der CDU-Bildungspolitiker
Gordon Hoffmann allerdings verwies darauf, dass in Sachsen nur auf das amtliche Regelwerk hingewiesen und zu einer stärkeren Sensibilisierung auf gendergerechte Sprache aufgerufen worden sei. „Das ist kein Verbot.“ Dieses Regelwerk gebe es auch in Brandenburg.
Der Rat für deutsche Rechtschreibunghatte sich im März zwar für einegeschlechtergerechte Sprache ausgesprochen. Gendersterne, Unterstriche, Doppelpunkte oder andere verkürzte Formen empfahl er jedoch nicht für eine Aufnahme in das amtliche Regelwerk. Der Rat will das Thema in der nächsten Frühjahrssitzung im März 2022 nochmals aufgreifen, hieß es.
Quelle: https://www.maz-online.de/Brandenburg/Landtag-debattiert-Antrag-der-AfD-auf-Gender-Verbot-an-Schulen-in-Brandenburg