10.07.2024, 10:51 Uhr | Presseartikel des Prignitzer

Fast jeder vierte Lehrer ist ein Quereinsteiger
23,9 Prozent der Pädagogen im ländlichen Brandenburg kamen über Umwege zum Lehrberuf – ein Bildungsrisiko?

Potsdam. Auf dem Land unterrichten immer mehr Seiteneinsteiger. Fast jeder vierte Lehrer, der in Brandenburg an einer Schule im ländlichen Raum unter- richtet, ist ein Quereinsteiger. Im Schul- jahr 2023/24 waren an Schulen außer- halb des Speckgürtels laut Potsdamer Bildungsministerium 12.603 Lehrkräfte tätig. Unter ihnen waren 3006 Seitenein- steiger. Das entspricht einer Quote von 23,9 Prozent. Im Landesdurchschnitt beträgt der Anteil der Seiteneinsteiger dagegen nur 17,7 Prozent, im Speckgür- tel waren es sogar nur neun Prozent. „Die staatlichen Schulämter stellen aus- gebildete Lehrkräfte vorrangig ein. Wenn dies für einzelne Schulstandorte nicht gelingt, werden Seiteneinstei- gende eingestellt und qualifiziert“, hieß es aus dem Ministerium. Hingegen stoße man dort an Grenzen, wo es darum gehe, Menschen gegen ihren Willen aus dem Speckgürtel in den ländlichen Raum zu versetzen.

Linken-Abgeordnete Bettina Fortunato aus Märkisch-Oderland sagte, ihr seien aus ihrem Wahlkreis Schulen mit 70 Prozent Seiteneinsteigern bekannt. „Da muss man sich als Abgeordnete, als Mutter und Großmutter schon fragen, ob Schüler im ländlichen Raum weniger wert sind als Schüler im Speckgürtel.“ Aus ihrer Sicht müsste das Land mehr Anstrengungen unternehmen, um die Attraktivität des ländlichen Raums für angehende Lehrer zu erhöhen.

Der Prignitzer CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann stieß in ein ähnliches Horn: „Der Lehrermangel ist auf dem Land besonders krass zu spüren“, sagte Hoffmann. Das Land habe deswegen das Landlehrerstipendium eingeführt. Darauf dürfe man sich aber nicht ausru- hen. „Wir müssen alles dafür tun, mehr Lehrer auszubilden und die gut ausge- bildeten Lehrkräfte länger in unseren Schulen zu halten“, sagte Hoffmann. „Landleben darf nicht zum Bildungsri- siko werden.“

 

 

Quelle: www.prignitzer.de