08.11.2016, 10:25 Uhr | Presseartikel der Märkischen Onlinezeitung
Sorge um Qualität des Unterrichts
Potsdam (MOZ) Jeder fünfte in diesem Schuljahr neu eingestellte Lehrer ist ein Seiteneinsteiger oder hat keine abgeschlossene Lehrerausbildung. Die Gewerkschaft GEW warnt vor den Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts an brandenburgischen Grundschulen.
Genau 1121 Lehrer sind in diesem Schuljahr neu eingestellt worden. 234 davon haben keine abgeschlossene pädagogische Ausbildung. Laut einer Statistik des Bildungsministeriums wurden 76 Personen eingestellt, die wegen eines fehlenden Hochschulabschlusses auch keine Lehramtsbefähigung nachholen können. Darunter befinden sich Facharbeiter, Heimerzieher, Krankenschwestern und Meister. In sieben Fällen konnten die Schulämter gar keine Angaben über die Berufe von neu eingestellten Lehrkräften machen. Für sie soll es im laufenden Schuljahr eine pädagogische Grundqualifizierung im Umfang von 200 Stunden geben.
Günther Fuchs, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beklagt, dass die meisten Seiteneinsteiger in Grund- und Oberschulen eingesetzt werden. Genau in den Schulformen, in denen inklusiver Unterricht beispielsweise mit Schülern mit Lernschwächen stattfinden soll. Das stelle eine besondere pädagogische Herausforderung dar. Von den 318 Lehrern, die in diesem Schuljahr für die Grundschulen eingestellt wurden, haben 89 keinen pädagogischen Abschluss.
In Gymnasien gab es dagegen nur 14 Lehrer ohne abgeschlossene Lehramtsbefähigung, zehn davon jedoch mit einem Lehrerstudium. Fuchs warnt zudem vor der Belastung für die Kollegen, die die Seiteneinsteiger unterstützen müssen.
"Wir werden auch in den nächsten Jahren auf Seiteneinsteiger angewiesen bleiben", sagt die bildungspolitische Sprecherin der Linken im Landtag, Kathrin Dannenberg. Auch im kommenden Schuljahr braucht Brandenburg rund 1100 neue Lehrer. Das sind viel mehr, als Pädagogen hierzulande ausgebildet werden. Es klappe mal mehr, mal weniger gut, schätzte sie ein. Wichtig sei es jedoch, dass die Schulämter für alle Betroffenen eine Weiterbildung organisieren, erläuterte Dannenberg.
Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gordon Hoffmann, kritisierte, dass in Brandenburg die Anforderungen für Einstellungen in den Schuldienst von Jahr zu Jahr niedriger angesetzt würden. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen an deren nachträgliche Qualifikation.
Laut der Statistik des Potsdamer Bildungsministeriums wurden in diesem Schuljahr auch 75 Lehrkräfte neu eingestellt, die älter als 55 Jahre sind. Vier davon haben die 62 schon erreicht, ein neu eingestellter Lehrer ist 63 und einer wurde mit 65 in den Schuldienst übernommen.
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