Das Ministerium teilte auf Anfrage mit, dass es bislang nur Gespräche auf der Arbeitsebene gebe. „Die Änderungen muss nach der Vereinbarung erstmals im Schuljahr 2019/2020 wirksam werden“, sagt Sprecher Ralph Kotsch. Das erste Abitur nach der veränderten Gymnasialen Oberstufen-Verordnung würde erstmals im Schuljahr 2020/2021 abgelegt.
Höchstens zwei bis vier Leistungskurse – statt bisher fünf Laut der überarbeiteten Fassung der Oberstufenvereinbarung der Länder vom Dezember 2016 soll es an Gymnasien in der Sekundarstufe II höchstens zwei bis vier Leistungskurse geben. Bieten Schulen nur zwei Leistungskurse an, müssen diese jeweils mindestens fünf Wochenstunden einnehmen, schreibt die Kultusministerkonferenz. Brandenburg hat seit dem Jahr 2009 fünf verpflichtende Leistungskurse. Diese werden jeweils nur vierstündig unterrichtet.
Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Marie Luise von Halem, mahnt zu einem besonnenen Reformprozess. „Es spricht vieles dafür, das System dem Berliner System anzugleichen – das hieße, zwei Leistungskurse.“ Die Wahlmöglichkeiten in kleinen Oberstufen Brandenburgs würden dadurch aber wahrscheinlich stark eingeschränkt. „Diese beiden Faktoren, die Übereinstimmung mit Berlin und die Auswahlmöglichkeit für Schülerinnen und Schüler, müssen diskutiert und abgewogen werden“, so von Halem.
Die Reform mit allen Beteiligten abzustimmen, verlangt auch der bildungspolitische Sprecher der CDU, Gordon Hoffmann. „Es wäre schön wenn die nächste Änderung endlich einmal etwas länger Bestand hätte, damit Schüler und Lehrer auch endlich mal in Ruhe lernen und arbeiten können.“ Der CDU sei es wichtig, dass es „zu keiner weiteren Absenkung des Niveaus“ komme und Brandenburg sich im Sinne bessere Vergleichbarkeit eng mit anderen Bundesländern abstimme.
Druck macht die Vereinigung der Brandenburgischen Gymnasialschulleiter. Sie fordert die Verringerung der Leistungskurse auf zwei, um sie wieder mit dem Land Berlin zu synchronisieren. 2010 hatten sich die beiden Länder auf gemeinsame Abiturprüfungen geeinigt. Später stieg die Mark jedoch nach Protesten von Eltern und Schülern wieder aus, weil diese sich benachteiligt fühlten. Denn die märkischen Leistungskurse wurden mit jeweils nur vier Wochenstunden gelehrt.
Brandenburgs Wissenschaftsministerium begründet die Änderung von 2009 mit „gestiegenen Anforderungen in Studium und Beruf“. „Mathematik und eine Naturwissenschaft wurden verpflichtend als Leistungskurse unterrichtet, damit wurde den vielfach erhobenen Forderungen nach einer Verstärkung des naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich entsprochen“, erläutert Ministeriumssprecher Kotsch. Mit zwei verpflichtenden Fremdsprachen habe man damals auf die globalisierte Studien- und Berufswelt reagiert. Fünf Leistungskurse hätten insgesamt für eine breitere und vertiefte Allgemeinbildung gesorgt (Von Rüdiger Braun)