25.07.2017, 17:27 Uhr | Presseartikel Potsdamer Neuste Nachrichten

Mathe-Abi: Aktenwirrwarr bei Baaske - Protokoll zum Vorabcheck gefunden

Potsdam - Brandenburgs Bildungsministerium hat entscheidende Unterlagen zum Pannen-Abitur im Fach Mathematik doch noch gefunden. Dabei hatte eine Ministeriumssprecherin noch am vergangenen Donnerstag Angaben des Bildungsexperten der CDU-Landtagsfraktion, Gorden Hoffmann, bestätigt, dass das Protokoll zu einem Vorabcheck der Prüfungsaufgaben vor Herausgabe an die Schulen in den Akten fehle. Nun musste das Ministerium wieder einmal zurückrudern. Aktenchaos im Resort von Bildungsminister Günter Baaske (SPD)?

Beim Mathe-Abitur durften 2600 Schüler in Brandenburg wegen der sogenannten Eisbecher-Aufgabe die Prüfung wiederholen. Für den Vorabcheck gab es drei Runden, die jeweils protokolliert wurden. Da es die Aufgabe einmal für den Einsatz eines CAS-Taschenrechner, der Funktionen grafisch auf dem Display zeigt, und einmal ohne Rechner gab, musste es sechs Protokolle für jeweils drei Kontrollrunden geben. Doch für die erste Runde fand Hoffmann bei seiner Akteneinsicht in der vergangenen Woche nur ein Protokoll für den Vorabcheck mit CAS-Rechner, nicht aber für die Eisbecher-Aufgabe ohne Rechner. Darauf warf Baaske dem CDU-Politiker sogar vor, wissentlich die Unwahrheit zu sagen.

"Der ganze Vorgang ist absurd"

Dann die Kehrtwende. Eine Ministeriumssprecherin räumte an Donnerstag ein, dass es das Protokoll nicht gibt. Und dass es und der Vorabcheck ohne CAS-Rechner gar nicht nötig seien, weil dieser durch die Prüfrunde mit Rechner abgedeckt wäre. Tatsächlich wäre es ein Verfahrensfehler gewesen.

Nun macht das Ministerium wieder ein Kehrtwende. Das in der vergangenen Woche im Landesschulinstitut (Lisum) noch unauffindbare Protokoll wurde Hoffmann und der Bildungsexpertin der Linksfraktion, Kathrin Dannenberg, am Montag bei einem neuen Termin zur Akteneinsicht vorgelegt, aber Papiere, die vergangene Woche einsehbar waren, hätten nun gefehlt. „Das Ministerium hatte sechs Wochen Zeit, mir eine vollständige Akte vorzulegen“, sagte Hoffmann am Montag. „Der ganze Vorgang ist absurd, die Aktenführung des Ministeriums unterirdisch. Jeder Schüler in Brandenburg muss seine Unterlagen besser beieinander haben, als es das Ministerium hinbekommt.“ Ein Ministeriumssprecher wies die Kritik zurück. „Es gibt keine chaotische Aktenführung“, sagte er. Hoffmann habe alle Unterlagen gesehen, die er sehen wollte.

Rückmeldungen einiger Lehrer fachlich "nicht haltbar"?

Auch wenn das Protokoll wieder aufgetaucht ist, will Hoffmann den Bildungsminister nicht aus der Verantwortung entlassen. Denn Baaske hatte im Mai in einem Radiointerview erklärt, es habe drei Kontrollrunden gegeben, bei denen die betrauten Lehrer die Aufgaben als „in Ordnung“ eingestuft hätten. Tatsächlich hatten Lehrer in der zweiten Kontrollrunde genau das Gegenteil getan: deutliche Bedenken gegen die Aufgaben geäußert.

Die Einwände sind nach Aktenlage auf einem einseitigen, kurzen Vermerk abgebügelt worden: „Das ist ein Trugschluss“, heißt es unter Verweis auf den Rahmenlehrplan. Entgegen seiner Aussage vom Mai, alle Lehrer hätten die Aufgaben „in Ordnung“ gefunden, sagte Baaske vor einer Woche, „die Rückmeldungen“ der Lehrer seien ernst genommen, aber „als fachlich nicht haltbar bewertet“ worden. Zwei von Baaske beauftragte Wissenschaftler der Universität Potsdam hatten in ihrem Gutachten die Einwände als Fehleinschätzungen bezeichnet, die Eisbecher-Aufgabe als angemessen eingestuft. Immer hatten sie aber erklärt, es wäre besser gewesen, „diesen Hinweis nicht einfach zu ignorieren“ und „weitere Maßnahmen zu ergreifen“, etwa durch Informationen über „die korrekte Interpretation des Rahmenlehrplans“. Denn der war aus Sicht betroffener Lehrer nicht eindeutig. Hoffmann zieht aus den Einwänden der Lehrer einen anderen Schluss: „Hätten man sich darüber nicht einfach hinweg gesetzt, hätte es das ganze Chaos nicht gegeben.“ (Von Alexander Fröhlich)



Quelle: http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1203111/