Nach sechs Wochen Sommerferien beginnt am Montag für 289 000 Schüler in Brandenburg wieder der Unterricht. Damit steigt die Zahl der Schüler erneut - um rund 7000 gegenüber dem vergangenen Schuljahr. Zugleich sind noch immer 43 der geplanten Lehrerstellen nicht besetzt, sagte Bildungsminister Günter Baaske (SPD).
Lehrkräfte: 1085 neue Lehrkräfte wurden seit vergangenem Jahr neu eingestellt oder stehen kurz vor dem Vertragsabschluss. "Wir stehen in einem harten Wettbewerb mit den anderen Bundesländern", sagte Baaske. Geholfen habe die Anhebung der Besoldungsstufe A 12 auf A 13, die Pädagogen mit der Lehrbefähigung für Sekundarstufe 1 der Gymnasien, Gesamt- und Oberschulen sowie Teile der Grundschulen betrifft. Es sei immer noch schwierig, junge Lehrkräfte für entlegenere Regionen zu finden, meinte Baaske. So werden etwa in Eberswalde (Barnim) noch viele Lehrer gesucht. Da helfe auch die "Buschprämie" in Höhe von 300 Euro monatlich für drei Jahre wenig, die dafür gezahlt werden könne. "Dies gab es bislang nur in einem Fall für kurze Zeit", sagte der Minister.
Seiteneinsteiger: Lücken füllt das Land mit 575 befristet eingestellten Lehrkräften. Zu ihnen gehören auch 216 sogenannte Seiteneinsteiger. Insgesamt hat das Land 19 600 Lehrer an den 714 Schulen in öffentlicher Trägerschaft. Das sind 740 mehr als im vergangenen Schuljahr. Schüler: Den neuen Lehrern stehen 22 200 Erstklässler im Schuljahr 2017/18 gegenüber. Es gibt 258 000 Schüler, knapp 5800 mehr als im vorigen Jahr. Gemeinsames Lernen:Die Zahl der Schulen, in denen Kinder mit besonderem Förderbedarf unterrichtet werden, steigt in diesem Schuljahr von 75 auf 129. Der Minister spricht lieber vom "gemeinsamen Lernen" als von "Inklusion". Letztere betreffe alle Lebensbereiche, nicht nur die Schule. Die Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften für den Sonderbedarf sei "ein Spitzenwert in Deutschland". Durchschnittlich kämen an diesen Schulen auf 100 Schü- ler ein Lehrer mit zusätzlicher Qualifikation, an Oberschulen sogar zwei Lehrer. Innerhalb von sechs Jahren sollen an allen Schulen Brandenburgs Schüler gemeinsam unterrichtet werden.
Freiwilliges soziales Jahr: Zum ersten Mal können junge Leute an bislang 34 Schulen ein freiwilliges soziale Jahr absolvieren. "Die sollen dort keinen Unterricht machen", betont Baaske. Sie hätten organisatorische Aufgaben, zum Beispiel bei Klassenfahrten. Das Angebot solle Lust auf eine pädagogische Ausbildung machen. "Wenn sie dann meinen, Lehramt ist eine tolle Sache, war das ein Erfolg."
Schüler mit "Eingliederungsbedarf": Rund 10 000 Schüler haben derzeit sogenannten "Eingliederungsbedarf", weil ihre Muttersprache nicht Deutsch ist. Es handelt sich nicht ausschließlich um Kinder von Geflüchteten, es gibt auch reguläre Zuzügler oder Diplomatenkinder. Die Eingliederung der rund 6000 Kinder Geflüchteter verlaufe an Schulen "besser als ich befürchtet habe", sagt Baaske. Dass die Schulen in der Lage seien, die Integration zu bewältigen, habe er in Potsdamer erlebt. In einer Schule dort hatten 39 Prozent der Schüler "Eingliederungsbedarf". "Ich war dermaßen positiv überrascht, wie das Flair an dieser Schule ist." Die Schulen reagierten insgesamt "sehr unterschiedlich und pragmatisch" auf die Herausforderung Integration. Nach dem Mathematikfiasko: Das Land hat mit Maßnahmen auf von 2600 Abiturienten nicht gelösten Mathematikaufgaben wegen fehlender Behandlung im Unterricht reagiert. "Wir haben die Maßnahmen, die uns von der Universität Potsdam empfohlen wurden, umgesetzt", so Baaske. An Gymnasien werde es eine Stunde mehr Mathematikunterricht in der Woche geben, an Grundschulen und Oberstufenzentren sogar zwei Stunden. Die Lehrpläne würden gleich bleiben.
Reaktionen: Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion,
Gordon Hoffmann übte Kritik: Noch immer fehlten mehrere Dutzend Lehrer. "Es rächt sich jetzt, dass die Brandenburger Bildungspolitik seit Jahren nur auf Sicht fährt." Es dürfe auch auf keinen Fall passieren, dass an manchen Schulen fast so viele Seiteneinsteiger unterrichteten wie ausgebildete Lehrer. Die Bildungspolitikerin der Grünen-Fraktion,
MarieLuise von Halem, sagte, für Seiteneinsteiger müsse es eine deutliche inhaltliche und regionale Ausweitung der Qualifizierungs- und Beratungsangebote geben. "Wer unsere Kinder unterrichtet, der braucht ein Mindestmaß an pädagogischer Qualifizierung."