Potsdam. Die Brandenburger CDU möchte wegen des akuten Lehrermangels pensionierte Pädagogen auf freiwilliger Basis mit besseren finanziellen Anreizen in den Schuldienst locken. „Das Land muss mehr Möglichkeiten ausschöpfen, Lehrerstellen so schnell wie möglich zu besetzen“, fordert der Brandenburger Bildungspolitiker der CDU, Gordon Hoffmann. Weil sich der Mangel an Pädagogen kurzfristig nicht beheben lasse, seien „pensionswirksame Zulagen“ erforderlich.
Nach Schätzungen der Lehrergewerkschaft werden von den jetzt 19 770 märkischen Pädagogen bis zum Jahr 2024 rund 10 000 Lehrer in den Ruhestand gehen. Schon jetzt gibt es die Möglichkeit, dass Lehrer auf Antrag freiwillig länger im märkischen Schuldienst arbeiten können. Doch das ist der märkischen CDU zu wenig. „Pensionierte Lehrkräfte sind qualifiziert, bereits eingearbeitet und verstehen etwas von Schule“, so Hoffmann. Auf sie verstärkt zurückzugreifen, entlaste auch die Kollegen, die Quereinsteigern immer wieder unter die Arme greifen müssen. Zwar seien nicht alle pensionierten Lehrer fähig und bereit, in den Schuldienst zurückzukehren. „Aber wir müssen denjenigen, die wollen, den roten Teppich ausrollen und es ihnen so leicht und lukrativ wie möglich machen, wieder an die Schulen zurückzukehren“, fordert Hoffmann, der zu dem Thema eine Anfrage an die Landesregierung gestellt hat.
Ex-Lehrer aus Oberhavel scheiterte an den Behörden
Dass der Weg zurück ins Klassenzimmer für Bewerber mühsam sein kann, zeigt das Beispiel eines ehemaligen Grundschullehrers aus Oberhavel. Dort berichtet ein Ruheständler, der 44 Jahre als Lehrer unterrichtet hat, von vergeblichen Anrufen beim Ministerium und dem zuständigen Neuruppiner Schulamt. Bereits ein Jahr vor seiner Pensionierung hatte der Sport- und Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde (LER)-Pädagoge dem Schulamt mitgeteilt, gern noch ein weiteres Jahr arbeiten zu wollen – erfolglos. „Bis heute wurde mir nichts angeboten“, sagt der 66-Jährige, dessen Name der MAZ bekannt ist. Dabei würde der Brandenburger liebend gern in den Schuldienst zurückkehren. „Mir macht der Lehrerberuf Spaß, ich hatte ein tolles Kollegium und langweile mich zu Hause.“ Warum er von den Behörden abgewiesen wurde, kann er nur vermuten: „Vielleicht liegt es daran, dass ich als ausgebildeter Lehrer zu teuer bin, Quereinsteiger verdienen ja deutlich weniger.“ In anderen Ländern wie Nordrhein-Westfalen bekommen Ruheständler bei einer Rückkehr in den Schuldienst eine verbesserte Pensionszulage.
Auch die Brandenburger Bildungspolitikerin der Grünen, Marie Luise von Halem, fordert, dass es für märkische Lehrer, die über die Altersgrenze von 65 Jahren hinaus arbeiten wollen, verbesserte Altersbezüge gibt. „Man muss einen finanziellen Anreiz für Pensionäre schaffen, was aber nicht das grundsätzliche Problem löst.“
Gewerkschaft will den Jungen den Vorrang geben
Ähnlich sieht es die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Wir brauchen ein Bündel an Maßnahmen“, sagt der Landesvorsitzende Günther Fuchs. Es sei eine Illusion, dass Pensionäre oder Seiteneinsteiger allein die Unterrichtsversorgung sichern könnten. „Wir müssen jungen, gut ausgebildeten Lehrern den Vorrang geben“. Er glaubt zudem, dass sich der Kreis der Bewerber in Grenzen halten wird. „Viele Pensionäre aus der ehemaligen DDR sind seit ihrem 21. Lebensjahr im Schuldienst und haben keine Kraft zu arbeiten.“
Von Diana Bade
Quelle: www.maz-online.de/Brandenburg/CDU-will-in-Brandenburg-mehr-Senioren-als-Lehrer