Prignitz/Potsdam Gordon Hoffmann geht als Direktkandidat der CDU Prignitz in die Landtagswahlen im nächsten Jahr. Freitagabend wurde er gewählt. (wir berichteten). Redakteur Hanno Taufenbach sprach mit ihm über Bildungspolitik, einen schwächelnden Staat und über die lauter werdenden Rufe nach wolfsfreien Zonen.
Herr Hoffmann, dem Wähler wird häufig Politikverdrossenheit vorgeworfen. Berufspolitiker hingegen zieht es immer wieder ins Parlament. Warum streben Sie persönlich eine dritte Amtsperiode an?
Gordon Hoffmann: Politik bietet tolle Aufgaben und Möglichkeiten, die Geschicke eines Landes zu beeinflussen, vieles noch besser zu machen.
Was sollten wir in Brandenburg besser machen?
Hoffmann: Nehmen wir die Versorgung mit Breitband und Mobilfunk. Unsere Aktion „Funklochmelder“ hat gezeigt, wie es tatsächlich aussieht, und wir haben das Problembewusstsein der Landesregierung schärfen können. Wo der Ausbau nicht wirtschaftlich ist, muss das Land oder der Bund einspringen. Gerade bei diesem Thema dürfen wir dünn besiedelte Regionen nicht abschneiden.
Als bildungspolitischer Sprecher Ihrer Fraktion ist von Ihnen selten Lob zu hören. Was sollte in der Bildungspolitik anders werden?
Hoffmann: Schule muss im Dorf bleiben, deshalb brauchen wir einzügige Oberschulen und im Bereich der Gymnasien Filiallösungen, also ein Gymnasium mit zwei Standorten. Außerdem sage ich, Lehrer sollten wieder Lehrer sein.
Wie ist das zu verstehen?
Hoffmann: Lehrer müssen vor der Klasse stehen und nicht Klopapier bestellen. Sie haben viel zu viele bürokratische Aufgaben, damit muss Schluss sein.
Selbst dann hätten wir noch immer zu wenig Lehrer.
Hoffmann: Das stimmt. Keine Landesregierung wird über Nacht das Problem des Lehrermangels beheben können. Wir müssen an kleinen Schrauben drehen. Die Ausbildungskapazität muss erhöht werden. Bis sich das in sechs, sieben Jahren auswirkt, brauchen wir Alternativen. Seiteneinsteiger sind eine Möglichkeit. Eine andere pensionierte Lehrer, die in kleinem Umfang weiter unterrichten möchten. Das müssen wir für sie attraktiv gestalten und nicht mit Hürden erschweren. Ich plädiere für Arbeitszeitkonten. Lehrer geben phasenweise mehr Stunden, später weniger, beispielsweise wenn sie Kinder haben. Das erhöht die Attraktivität des Berufs.
30 Kinder in der Klasse und dann noch mehr Stunden geben. Das klingt nicht wirklich attraktiv.
Hoffmann: Der Lehrermangel ist unterschiedlich verteilt. An der gymnasialen Oberstufe haben wir ihn eher nicht, aber an Oberschulen, die zudem häufig einen schlechten Ruf haben. Dort sollten wir die Klassenfrequenz auf 23 Schüler reduzieren. Mit der Einführung der Gehaltsgruppe A 13 ist bereits ein wichtiger Schritt erfolgt, um die Arbeitsbedingungen an Oberschulen attraktiver zu machen. Das muss fortgesetzt werden.
In der Prignitz polarisiert das Thema Wolf. Die Stimmung ist angeheizt. Welchen Standpunkt vertreten Sie?
Hoffmann: Wir brauchen ein wissenschaftliches Monitoring und belastbare Zahlen, wie groß die Population ist. Dabei sollten wir Tiere in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern und Polen mit einbeziehen. Wenn ein guter Erhaltungszustand erreicht ist, sollte der Wolf bejagt werden können.
Populistische Stimmen, gerade aus den Reihen des Bauernbundes, fordern schon jetzt Tierhalter auf, zur Waffe zu greifen. Ihr Vorschlag hingegen würde Zeit kosten.
Hoffmann: Ja, das ist ein langer Prozess. Bis dahin müssen Tierhalter bei Rissen schneller, unbürokratischer und in voller Höhe entschädigt werden. Die geforderten Schutzmaßnahmen halte ich nicht in allen Fällen für sinnvoll. Bei festen Weiden Ja, bei wandernden Schafherden kann ich mir schwer vorstellen, wie Elektrozäune mit Untergrabungsschutz immer wieder umgesetzt werden. Das ist realitätsfern. Einzelne Problemtiere müssen geschossen werden, deshalb muss der Wolf schon jetzt ins Jagdgesetz aufgenommen werden.
Sind wolfsfreie Zonen nur eine Worthülse?
Hoffmann: Sie haben keinerlei rechtliche Bindung, bewirken keine Veränderung der gesetzlichen Grundlagen. Aber sie sind ein Ruf nach Aufmerksamkeit, zeigen, wie wichtig das Thema ist. Wir müssen handeln und der Entwicklung nicht wie so oft hinter hecheln. Auch der Lehrermangel war schon vor zehn Jahren absehbar, aber man hat nicht wirklich etwas getan.
Die CDU war jahrelang selbst Koalitionspartner in Brandenburg. Wo bleibt die Selbstkritik?
Hoffmann: Unbestritten haben auch wir als CDU vor 2009 unsere Aktien an Fehlentwicklungen im Land. Der Staat wurde über Jahre durch die Politik geschwächt. Was das heißt, haben wir kürzlich beim Lunapharm-Skandal erlebt. Die Fachaufsicht im Gesundheitsministerium war über Jahre hinweg unterbesetzt. Nur dadurch konnte das passieren. Angeklagte werden frei lassen, weil Fristen verstreichen, ohne dass es zum Prozess kommt. Es kann doch nicht sein, dass Justizbeamte demonstrieren, weil an Gerichten Mitarbeiter fehlen. Langsam setzt ein Umdenken ein. Wir müssen den Staat wieder stärken.
Mehrfach wurde behauptet, die CDU in Brandenburg stehe einer Koalition mit der AfD offen gegenüber. Wie ist Ihre Haltung dazu?
Hoffmann: Ich kann mir definitiv keine Koalition mit der AfD vorstellen. Sie radikalisiert sich zunehmend in Brandenburg.
Können Sie sich persönlich im Falle einer Regierungsbeteiligung ein Ministeramt vorstellen?
Hoffmann: Ich kann mir dafür viele gute Leute vorstellen. Aber bevor so eine Entscheidung ansteht, müssen wir die Wähler von unseren Zielen überzeugen.
Quelle: https://www.prignitzer.de/lokales/prignitz/