Potsdam Im Landesdurchschnitt sind im vergangenen Schuljahr zwei Prozent aller Unterrichtsstunden an öffentlichen Schulen ersatzlos ausgefallen. Vor zehn Jahren waren es noch 1,6 Prozent. Seitdem stieg der Prozentsatz kontinuierlich an und erreichte im Schuljahr 2016/17 2,1 Prozent. Eine Statistik des Bildungsministeriums, die jede öffentliche Schule im Land aufführt, zeigt erhebliche Unterschiede.
Den wenigsten Ausfall melden demnach die Schulen des Landkreises Dahme-Spreewald mit durchschnittlich 1,2 Prozent. Aber auch die Landkreise an der Peripherie wie die Prignitz und Elbe-Elster melden lediglich 1,3 Prozent durchschnittlichen Unterrichtsausfall.
Ganz anders sieht es im Schulamtsbezirk Frankfurt (Oder) aus. Dort finden sich die Spitzenreiter mit 2,9 (OderSpree), Märkisch-Oderland 2,7 Prozent und Frankfurt (2,6 Prozent). Die beiden anderen Kreise des Schulamtes, Barnim und Uckermark, kommen auf 2,0 Prozent. Nur die Stadt Brandenburg an der Havel (2,6), Teltow-Fläming (2,5) und Oberhavel (2,4) kommen auf ähnlich schlechte Werte wie die Region im Osten des Landes.
Die Juri-Gagarin-Oberschule in Fürstenwalde ist landesweit trauriger Spitzenreiter. Dort fielen laut Bildungsministerium im vergangenen Schuljahr 13,3 Prozent aller Unterrichtsstunden ersatzlos aus. In absoluten Zahlen waren das 2895 Unterrichtsstunden. An der Puschkin-Schule in Angermünde waren es elf Prozent, in der Oberschule Templin 9,5 Prozent und in der Oberschule „Ulrich von Hutten“ in Frankfurt 9,4 Prozent. Der Leiter des Schulamtes Frankfurt,
Olaf Steinke, erklärt die extremen Ausreißer mit krankheitsbedingten Personalengpässen. Es sei nicht gelungen, schnell genug Ersatzlehrer einzustellen. Ohnehin sei es in vielen Regionen schwierig, pädagogischen Nachwuchs zu rekrutieren. Viele junge Lehrer fallen zudem aus, weil sie in Mutterschutz oder Elternzeit gehen.
Gordon Hoffmann, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, der die Kleine Anfrage gestellt hatte, verweist darauf, dass der Schulamtsbezirk Frankfurt (Oder) derjenige ist, der die Gelder für die Vertretungsreserve nur zu einem Drittel ausgeschöpft hat. Das Schulamt Cottbus habe dagegen zusätzliche Gelder beantragt und erhalten – um Ersatzpädagogen einzustellen. Ähnlich sehe es im Schulamt Neuruppin aus.
Günther Fuchs, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW), sieht eine der Ursachen für die Situation in Ostbrandenburg im „politischen Hickhack“ um das Schulamt Frankfurt (Oder). Er hatte von Anfang an die vor fünf Jahren beschlossene Fusion der Schulämter Eberswalde und Frankfurt kritisiert. Seitdem wird über eine Rückkehr zur alten Struktur diskutiert. Das führe zu Unruhe, betont der Gewerkschafter. Er hält die jetzige Lösung einer Außenstelle des Schulamtes in Angermünde für nicht tragbar. Der Barnim und die Uckermark bräuchten eine eigene Schulaufsicht, findet Fuchs.
Er lässt auch die Statistik des Bildungsministeriums nicht gelten und bezweifelt, ob die Prignitz und Elbe-Elster wirklich so gut dastehen, wie es die Antwort der Regierung ausweist. Nach seinen Erfahrungen würden eine ganze Reihe von Schulen nicht mehr die realen Zahlen des Schulausfalls melden, da sie ohnehin keine Abhilfe in Form von zusätzlichen Lehrern erhalten. Die Ausfallreserve des Landes beträgt derzeit drei Prozent der regulären Lehrkräfte. Für Fuchs ist das viel zu wenig. Er fordert acht bis neun Prozent zusätzlicher Lehrer um auf Ausfälle reagieren zu können.
Olaf Steinke betont, dass sich im laufenden Schuljahr die Ausfallzahlen in Ostbrandenburg deutlich verringert hätten. Seit 2017 gelinge es immer besser, die Vertretungsbudgets flexibel einzusetzen und innerhalb einer Woche auf Ausfälle von Lehrern zu reagieren. Die Unterschiede zu den anderen Schulämtern, die ebenfalls ihre Ausfallzeiten senken konnten, seien geringer geworden. Das Bildungsministerium teilte mit, dass im ersten Halbjahr dieses Schuljahres im Landesdurchschnitt 1,8 Prozent aller Schulstunden ersatzlos ausgefallen seien.
Quelle: www.prignitzer.de