Bad Wilsnack | Mittlerweile kann der Geschäftsführer der Cleo Schreibgeräte GmbH, auch unter „Cleo Skribent“ bekannt, aus Bad Wilsnack auf eine über 75-jährige Historie zurückblicken. Doch trotz dieser langen Zeit, sei es in Deutschland noch immer schwer, Fuß zu fassen. „Viele wissen, dass wir hier etwas Besonderes haben, aber was genau, ist bei vielen noch nicht im Bewusstsein“, merkt Mathias Weiß an.
International habe man sich bereits einen guten Stand aufbauen können, erzählt Weiß dem CDU-Landtagsabgeordneten Gordon Hoffmann, der die Manufaktur besucht hat. Vor allem im asiatischen Raum sei „Cleo Skribent" gut vertreten, dort stehe man für erstklassige deutsche Handarbeit.
Die Schreibgeräte, wie Füllfederhalter, sind einmalig, die Herstellung aufwendig. Das teuerste Produkt, der „Natura“, geht für 800 Euro an den Kunden. Der „Rolls-Royce“, wie Weiß den Federhalter nennt, besteht aus Amboina Maser-Holz, wird aufwendig per Hand gefertigt. Messing, Edelstahl, Aluminium, Edelmetalle wie Gold und Silber und besondere Hölzer finden in den Cleo- Schreibgeräten ihre Verwendung. Jedes Einzelteil wird sorgfältig angefertigt, jeder Handgriff sitzt. Der Fokus liegt bei jedem Exemplar auf der Qualität. Designet werden die Geräte vor Ort. Zwar habe man auch schon mit externen Designern zusammengearbeitet, aber es sei wichtig, so Weiß, dass „wir auch mit entwickeln und nicht nur rein produzieren“.
„Cleo Skribent“ als Nischenanbieter Den Start fand „Cleo Skribent" als drei-Mann-Betrieb, wurde von Mathias Weiß Vater erworben. Dank des Know-Hows der Mitarbeiter entwickelte sich zum Ende der 90er Jahre eine eigene Marke, die mittlerweile weltweit anerkannt und geschätzt wird. „Es war eigentlich nicht der Plan, gleich so hochwertige Produkte herzustellen, aber das hat sich am Ende so ergeben“, sagt Weiß, während er auf die Kinderschuhe der Manufaktur zurück blickt.
Relativ schnell habe sich „Cleo Skribent“ dann zu einem Nischenanbieter entwickelt, so der Geschäftsführer. Es sei wie bei hochwertigen Uhren oder Schmuck, dafür gebe es immer eine Marktlücke. Und eben diese Lücke habe man zu nutzen gewusst, war bald auch auf Messen vertreten und hat so internationale Kontakte geknüpft. Heute werden vor allem Großhändler beliefert, aber auch Kleinhändler zählen zum Kundenstamm.
Die Konkurrenz schläft in Deutschland nicht Wieso Cleo noch immer keine große Bekanntheit im deutschen Raum erlangen konnte, erklärt Weiß mit dem Schreibgerätemarkt, der in Deutschland sehr dicht ist und von den altbekannten, großen Firmen und Marken dominiert wird. Dennoch wolle man auch in Zukunft daran arbeiten, den eigenen Namen zu stärken und an Bekanntheit zu gewinnen.
Die derzeit 56 Mitarbeiter stammen alle aus der Region, stellen jeden Tag ihr Können unter Beweis. Um zukünftig weiterhin personell so gut aufgestellt zu sein, bietet der Betrieb auch Ausbildungsplätze an. Pro Jahr wolle man versuchen, zwei Werkzeugmacher auszubilden. „Doch leider müssen wir feststellen, dass die Bewerbungen immer weniger werden“, bedauert Weiß.
Doch nicht nur die Herstellung von eigenen Füllfederhaltern liegt im Aufgabenbereich seiner Mitarbeiter. Auch Einzelteile für andere Schreibgeräte-Firmen werden hier produziert. Unter dem Namen „Weiß & Weber“, eine Schwesterfirma von „Cleo Skribent“, werden ebenso feinmechanische Präzisionsteile für unterschiedliche Branchen gefertigt.
An die Kunden bringt das Bad Wilsnacker Unternehmen seine besonderen und aufwändig hergestellten Produkte sonst vor allem über Messen. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie ist diese Möglichkeit der Vermarktung weggebrochen, erklärt der Geschäftsführer. „Vor Corona waren die Aussichten gut, der Trend war da. Aber den hat die Corona-Krise abgewürgt.“
Die Bürokratie verbaut die Chancen Zwar sei der Online-Handel gewachsen, dafür sei der stationäre Vertrieb, also der Vor-Ort-Verkauf in den Geschäften eingebrochen. „Am Ende wollen die Menschen doch das Kauferlebnis. Sie wollen die Produkte in den Händen halten“, erklärt Weiß den zurückgegangenen Verkauf. Umso mehr hoffe man dafür auf die Vorfreude der Menschen, wenn es dann irgendwann wieder heißt, direkt in die Läden gehen zu können.
Von Corona-Ausfällen unter den Mitarbeitern sei die Manufaktur Gott sei Dank bislang verschont geblieben, freut sich Weiß. Zwar habe man eine Zeit lang in Kurzarbeit gehen müssen, doch aus dieser seien die meisten mittlerweile wieder raus. Alle Kollegen hätten jederzeit die Chance, während ihrer Arbeitszeit ein Testzentrum aufzusuchen. Testungen vor Ort gebe es jedoch nicht.
Grundsätzlich empfand Mathias Weiß die Hilfe der Politik am Anfang der Pandemie als gut, es sei schnell reagiert worden. Doch ein Bedenken äußert der Geschäftsführer dennoch gegenüber dem CDU-Landtagsabgeordneten: „Die Gelder müssen da hin kommen, wo es um Existenzen geht.“ Die Beantragungen, die Bürokratie werde immer schwieriger, er habe von vielen Kollegen und anderen Kleinunternehmen gehört, dass die Kraft fehle. Der Wille, die Hilfen in Anspruch zu nehmen, sei da, doch die Realität sehe anders aus. Für viele werde die Bürokratie zum Verhängnis.
Gordon Hoffmann zeigte sich dankbar für diese Rückmeldung. Er verstehe die Problematik und den Unmut, verweist gleichzeitig auf die Initiative „Brandenburg entfesseln“ – ein Portal, auf dem Bürger und Unternehmer im Land Hemmnisse durch bürokratische Vorgaben melden können, die dann geprüft werden sollen.
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