27.04.2021, 13:05 Uhr | Pressebericht des Prignitzer (Von Oliver Knoll)

Tradition und Vereinsleben leiden
SCHÜTZENGILDE WITTENBERGE

Wittenberge. Ingo Rodowski begann mit ernsten Worten: „Seit März 2020 ist das Vereinsleben teilweise null, aber durch die Eigeninitiative einiger Mitglieder läuft es teilweise auch“, sagte der Präsident der Wittenberger Schützengilde bei der Begrüßung von Gordon Hoffmann. Der Prignitzer CDU-Landtagsabgeordnete besuchte den Verein auf dessen Anlage in der Parkstraße und wollte sich ein Bild vom Zustand des Klubs machen.

Die Mitgliederzahl der Gilde ist seit dem Beginn von Corona im März 2020 von damals 200 auf 183 zurückgegangen. Nachwuchsarbeit findet nicht statt. Durch die Regeln der Eindämmungsverordnung dürfen aktuell zwei Personen für eine Stunde auf einen Schießstand unter freiem Himmel. Im Anschluss folgt das nächste Duo. Die Luftdruckwaffenhalle im Gebäude darf momentan gar nicht genutzt werden.
Das alles registrierte Gordon Hoffmann und sah sich gleich im Anschluss einer weiteren Sorge der Schützen gegenüber. Wie sollen die den Bedarfsnachweis für das sportliche Schießen erbringen? Das Bundesgesetz schreibt vor, dass die Schützen für den Nachweis an sechs Wettkämpfen in einem Jahr teilnehmen und sich das dann dokumentieren lassen müssen. Für die bürokratischen Belange der Prignitzer Schützen ist die Waffenbehörde der Polizeidirektion Neuruppin zuständig. Die hatte früher zwei Sprechtage im Monat vor Ort in der Gilde in Wittenberge. Das wäre eine Erleichterung und Zeitersparnis. Ein Thema, das der Landtagsabgeordnete aufgreifen will.

Dank Reserven noch keine wirtschaftliche Notlage

Zurück zur allgemeinen Situation. „Wir sind in keiner wirtschaftlichen Notlage. Aber wir würden und könnten gern mehr machen. Noch schreiben wir schwarze Zahlen, aber wir wissen nicht, wie lange wir das durchhalten“, sagte Ingo Rodowski. Grundsätzlich habe es sich aber ausgezahlt, dass die Schützengilde in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet hat und Reserven bilden konnte. Aber der Präsident machte noch einmal deutlich, wo der Schuh fast noch mehr drückt: „Die Tradition leidet.“ Wettkämpfe, Feste, Umzüge - Aktionen, die im Moment fehlen. Da bedeutete der gemeinsame Frühjahrsputz auf dem Gelände Ende März schon einen Höhepunkt.

Status als Leistungsstützpunkt geht verloren

Die Wittenberger Schützengilde hatte durch ihre Sportler jahrelang auch viele sportliche Erfolge und Höhepunkte zu verzeichnen. Zuletzt nicht mehr. Und das hat bittere Konsequenzen. „Wir haben mit Ramon Hülse einen jungen Schützen an die Sportschule delegiert. Deshalb haben wir noch einmal den Status Landesleistungsstützpunkt bekommen. Aber im Juni 2021 werden wir dann zum ersten Mal seit Vereinsbestehen kein Leistungsstützpunkt mehr sein", erklärte Ingo Rodowski.

Nicht nur deshalb will und muss sich die Gilde wieder verstärkt um die Nachwuchsarbeit kümmern. Dazu braucht sie auch Übungsleiter. Derzeit absolvieren sieben Vereinsmitglieder eine Trainerausbildung beim Kreissportbund Prignitz. (Von Oliver Knoll)


Quelle: https://www.svz.de/32025667 ©2021