Wer in Brandenburg einen medizinischen Notfall erlebt, sollte sich dabei tunlichst nicht in den Landkreisen Spree-Neiße oder Ostprignitz-Ruppin aufhalten. Denn die Rettungswagen, die in diesen Landkreisen etwa zu Herzinfarktpatienten oder Unfallopfern losgeschickt werden, erreichen nur in 81 oder 82 Prozent der Fälle ihr Ziel innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist von 15 Minuten.
Uckermark schneidet gut ab, Prignitz nicht
In der Prignitz ist die Lage kaum besser: Mit einem Wert von 85 Prozent war der Nordwesten des Landes im Jahr 2022 der viertschlechteste Landkreis Brandenburgs, aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. In der Uckermark dagegen kamen die Rettungswagen in 93 Prozent der Fälle innerhalb von 15 Minuten an, was dem Wert der flächenmäßig deutlich kleineren Landeshauptstadt Potsdam entspricht.
In den kreisfreien Städten Brandenburg (Havel) und Frankfurt (Oder) kamen die Rettungsassistenten und Notfallsanitäter sogar in 96 Prozent der Fälle innerhalb von 15 Minuten an ihr Ziel. Das geht aus einer Antwort des Potsdamer Gesundheitsministeriums auf eine „Kleine Anfrage“ der AfD-Abgeordneten Birgit Bessin und Daniela Oeynhausen hervor. Das Ministerium kündigt gleichzeitig eine Evaluation der Hilfsfristen im Rettungsdienst an. Dafür sei es aber nötig, dass die Kreise als Träger des Rettungsdienstes auch die Zahlen für das Jahr 2023 übermittelten, was noch nicht vollständig geschehen sei.
CDU-Mann: Wir müssen besser differenzieren
Der Prignitzer Landtagsabgeordnete Gordon Hoffmann (CDU) forderte gegenüber unserer Redaktion, den Rettungsdienst auch unter zu Hilfenahme von Landes- und Bundesmitteln so aufzustellen, dass die Fristen überall eingehalten werden. „Wir müssen auch besser differenzieren, ob der Anrufer ein Notfall ist, oder sich die Leute einfach nur zum Arzt transportieren lassen wollen“, sagte Hoffmann.
Kritisch sieht Hoffmann allerdings Vorschläge aus den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin und Oberspreewald-Lausitz, die künftig Gebühren für den Missbrauch von Rettungswagen erheben wollen. „Was nicht sein soll, ist, dass Leute aus Angst vor Gebühren den Rettungsdienst nicht anrufen, wenn es eben doch ein Notfall ist.“
Drohende Klinikschließungen weitere Gefahr
Die Fragesteller aus der AfD-Fraktion forderten ebenfalls eine Unterstützung der Landkreise beim Ausbau der Rettungsdienststandorte. „Brandenburg hat mit seiner 15-Minuten-Vorgabe ohnehin schon die längste Hilfsfrist in Deutschland“, sagte Bessin.
„Wegen drohender Klinikschließungen besteht die Gefahr, dass sich die Rettungszeiten weiter verschlechtern“, sagte Oeynhausen. „Hier ist die künftige Landesregierung in der Pflicht, sonst wird für Leben in Brandenburg bald eine Risikoprämie fällig.“
Landkreis Prignitz: „Eine reine Planungsgröße“
Eine Sprecherin des Landkreises Prignitz verwies hingegen darauf, dass die Hilfsfrist entsprechend des Brandenburger Rettungsdienstgesetzes „eine reine Planungsgröße“ darstelle. Sie diene vor allem der Planung von Standorten für Rettungswachen. Im Durchschnitt aller Rettungseinsätze des Jahres 2022 sei der Rettungswagen in der Prignitz binnen neun Minuten vor Ort gewesen. Werden Einsatzorte hingegen nicht innerhalb von 15 Minuten erreicht, könne das daran liegen, dass der nächstgelegene Rettungswagen bereits anderswo im Einsatz sei.
Zudem werde der Rettungsdienst durch Bagatelleinsätze belastet. Nötig wären etwa ein funktionierendes kassenärztliches Bereitschaftssystem und eine Sensibilisierung der Bevölkerung zum Begriff der Notfallrettung: „Beim Rettungsdienst muss es um die Versorgung von Notfällen gehen.“
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